Verordnung über das Naturschutzgebiet „Salzwiesen von Münzenberg“, Gemarkungen Ober-Hörgern und Münzenberg der Stadt Münzenberg, Wetteraukreis sowie der Gemarkung Eberstadt der Stadt Lich, Kreis Gießen vom 25. Juli 1995 StAnz. 39/1995, S. 3064 Größe ca. 66,2 ha
Feuchtwiesen, binnenländlichen Salzwiesen, Schilf- und Seggenbestände u. trockene Magerrasen auentypische Waldgesellschaften Erlenbruchwald) im Naturaum Münzenberger Rücken (siehe auch am Ende dieser Seite).
Salzquelle Ober Hörgern 1978
Salzquelle Ober Hörgern 2008
Gefasste Salzquelle Ober Hörgern 1995
Die Naturschutzgruppe Stadt Münzenberg e. V. hatte zu einer botanischen Wanderung in den Salzwiesen eingeladen (http://www.naturschutzgruppe.net). 20 Interessierte nahmen an der 1 1/2 stündigen Wanderung teil. Dr. Burkhard Olberts (Naturschutzfonds Wetterau) und Udo Seum (HGON-Wetterau, NABU-Bingenheim) unterstützten mich bei dem Rundgang. (Fotos: Sabine Tinz, Vorsitzende der Naturschutzgruppe).
Einführung: Die Salzwiesen, ein Juwel in der Gemarkung Münzenberg.
Salzstellen
Die Salzvegetation: einzigartig!
Strandaster
Im Oktober 2011 wurden zwei Weideübergänge für die Galloway-Rinder gebaut. Dadurch können die Rinder problemlos von einer Koppel zur anderen wechseln und auch dem Hochwasser ausweichen.
Eine Beschreibung aus dem Jahr 2000
Lage, Klima und geologische Verhältnisse
Das 66,16 ha große Naturschutzgebiet (NSG) "Salzwiesen von Münzenberg" liegt in der Talaue der Wetter nordwestlich von Münzenberg im Naturraum Wetterau. Die zentralen Auenbereiche liegen etwa 150 m ü. NN. Entsprechend seiner naturräumlichen Lage zeichnet sich Münzenberg durch einen für mitteleuropäische Verhältnisse hohen Wärmegenuss und geringe Niederschläge aus.
Das Naturschutzgebiet wird im Untergrund von zahlreichen Verwerfungen durchzogen. An dem Schnittpunkt zweier dieser Verwerfungen treten Salzquellen aus dem Werra-Salinar (Zechstein/Trias) aus und beeinflussen weite Bereiche mit salzhaltigem Grundwasser (KÜMMERLE 1981).
Binnenlandsalzwiesen
Die relativ hohen Jahresmitteltemperaturen (9°C) bei geringen Niederschlägen (536 mm, BIRK & THÖRNER 1990) in Verbindung mit dem salzhaltigen Grundwasser begünstigen die Anreicherung von Salz in der Bodenkruste. Diese seltene Kombination führte zur Entstehung von primären binnenländischen Salzwiesen. Die Münzenberger Salzwiesen bedecken zwar nur ca. 7 ha des Naturschutzgebietes, sind aber die größten Binnenlandsalzwiesen in Hessen, die auch das größte und auch das noch vollständigste Arteninventar haben (UNI GIESSEN 1998). Sie befinden sich heute im Eigentum der Städte Münzenberg und Lich sowie dem Land Hessen.
Geschichte, Nutzungsentwicklung und Unterschutzstellung
Die Salzquellen wurden in früheren Zeiten in geringem Umfang zur Salzgewinnung genutzt. Auch ein Torfstich im Kernbereich des heutigen Naturschutzgebietes ist eher von untergeordneter Bedeutung.
Die Salzvegetation ist für ihre Erhaltung auf Nutzung durch Mahd oder Beweidung angewiesen. Bleibt die Nutzung aus, werden die Salzpflanzen durch konkurrenzstärkere Pflanzen, insbesondere durch Schilf, verdrängt. STÄHLIN & BOMMER (1958) geben für das Jahr 1956 eine reine Mahdnutzung für die Münzenberger Salzwiesen an. Vorrübergehend wurden in den sechziger und siebziger Jahren einzelne Flächen beweidet.
Durch die rasante Entwicklung von modernen und von Technik geprägten Produktionsmethoden in der Landwirtschaft zur Erzielung von Höchsterträgen wurden insbesondere solche empfindlichen Biotope wie die Salzwiesen von Artenverarmung bis hin zur Vernichtung bedroht.
Im Jahr 1975 stellte die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), gestützt auf botanischen und zoologischen Untersuchungen, einen Antrag auf Ausweisung zum NSG. Mit Verordnung vom 13. Oktober 1977 wurde das NSG "Salzwiesen von Münzenberg" ausgewiesen.
Das Interesse an einer naturschutzgerechten historischen landwirtschaftlichen Nutzung (z.B. keine Düngung, später Mahdzeitpunkt) des Grünlandes ließ immer weiter nach. Durch das das NSG betreuende Hessische Forstamt Butzbach wurden auf der Grundlage der Rahmenpflegeplanung die "historischen Grünlandnutzungsformen" als Pflegemaßnahmen geplant und durchgeführt. Dadurch konnte der bis zur NSG-Ausweisung dokumentierte Flächen- und Artenrückgang der Salzflora gestoppt werden.
Aktuelle Situation
Im Auftrag des Regierungspräsidiums Darmstadt wurde 1997 durch das Planungsbüro PLÖN eine umfassende Effizienzkontrolle durchgeführt. Danach ist die Flächenbilanz der Salzvegetation, seit Ausweisung als Naturschutzgebiet, positiv. Der Artenschwund konnte gestoppt werden. Mit der Strand-Aster (Aster tripolium) wurde sogar eine bislang im NSG noch nicht nachgewiesene Art gefunden.
Auf Teilflächen wurde eine zu starke Vernässung festgestellt, die die Konkurrenzverhältnisse zu Lasten der wertvollen Salzflora verändert. Dem wird zukünftig im Rahmen der jährlichen Pflegemaßnahmen entgegengesteuert.
Binnenländische Salzwiesen sind von europaweiter Bedeutung aufgrund ihrer ökologischen Seltenheit und werden in der Flora-Fauna-Habitat- (FFH) Richtlinie der EU besonders gewürdigt. Die Münzenberger Salzwiesen wurden inzwischen vom Land Hessen zur Ausweisung als FFH-Gebiet eingereicht.
Der Erhalt der Salzwiesen soll weiterhin durch extensive landwirtschaftliche Nutzung in Form der bewährten Mahd als auch durch Beweidung sichergestellt werden.
In Münzenberg ist es gelungen, ein entsprechendes Nutzungskonzept in Zusammenarbeit mit den örtlichen Landwirten zu erstellen, welches die ökologischen als auch die ökonomischen Aspekte verknüpft und den seltenen Salzarten wie Salz-Dreizack (Triglochin maritimum), Salzschwaden (Puccinellia distans), Salz-Binse (Juncus gerardii) und Strandmilchkraut (Glaux maritima) nicht nur eine Überlebenschance, sondern auch weitere Entwicklungsmöglichkeiten gibt.Neuere Beobachtungen lassen vermuten, dass die Rinderbeweidung eine empfehlenswerte Nutzungsalternative zur Mahd darstellt. Dies wird derzeit in den Münzenberger Salzwiesen unter wissenschaftlicher Begleitung durch die Justus-Liebig-Universität Gießen, Professur für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung, unter der "Mitarbeit" von Galloway-Rindern erprobt.